70 Jahre Naturtheater Renningen

Am 14. Oktober 2023 beging das „Naturtheater Renningen e. V.“ sein 70-jähirges Jubiläum mit einer Feier in der Renninger Stegwiesenhalle. Auch Horst Pfeil (90), Mitglied der ersten Stunde, war anwesend.

Als größter Theaterverein im Landkreis Böblingen durfte die Freilichtbühne Naturtheater Renningen in seiner Geschichte bereits über 500 000 Zuschauende willkommen heißen. Heute nach 70 Jahren Vereinsgeschichte bleibt die Liebe zum Naturtheater ungebrochen, auch wenn sich die Kulturlandschaft außenherum stark gewandelt hat.
Ursprünglich entstanden aus dem Mandolinenclub „Wander- und Musikfreunde Edelweiß Renningen e.V.“, begann eine Gruppe junger Renninger in 1950er-Jahren, unter Führung des Gründungsvorsitzenden Albert Gehring, nach und nach den Steinbruch am Längenbühl in eine Freilichtbühne zu verwandeln. „Man muss die richtigen Leute haben.“, erklärt Horst Pfeil, ehemaliger Vereinsvorsitzender (1983-1992).
Er erinnert sich noch gut an die Anfänge der Freilichtbühne: „Naturtheater war mir kein Begriff, ich bin da einfach reingewachsen.“ Trotz mangelnder Erfahrung feierte das Naturtheater ein Jahr nach Gründung am 28. Juni 1954 seine erste Premiere mit dem Stück „Die Orgelmacher" mit vierzig Darstellenden. Das kleine Theater im Wald mauserte sich rasch zum Aushängeschild der Stadt, wie alte Ansichtskarten belegen.

Der Theaterbetrieb war damals allerdings gänzlich anders als heute: Die Technik war rudimentär und bestand aus wenigen in die Bäume gehängten manuell bedienten Scheinwerfern. Für die Bewirtung der Gäste hing ein großer Kupferkessel voll Saitenwürstchen über einem offenen Feuer. Und auch auf der Bühne lief noch vieles anders: Das erfolgreichste Stück in der Geschichte des Naturtheaters „Baumeister Gottes“ (1959) wurde von einem vierzehn Meter hohen Turm gekrönt, auf dem mehrere Darsteller Trompete spielten – ein Bühnenbild dieser Größe hat das Naturtheater seither nicht mehr gesehen. Die Pracht forderte aber ihren Preis: In einer stürmischen Nacht wurde der Giebel des Turms beschädigt und musste mit vereinter Kraft in kürzester Zeit wiederaufgebaut und für die nächste Vorstellung einsatzbereit gemacht werden. Ähnlich waghalsig war die wilde Kutschfahrt über die Bühne mit Pferden und menschlicher Fracht.

Derartige Manöver sind im Naturtheater heute nicht mehr denkbar, auch weil die Ensembles sich immer mehr verjüngen. Inspiriert vom Naturtheater Reutlingen, führte Horst Pfeil 1984 das Familienstück ein. Ganz nach seinem Motto „Immer mit der Zeit gehen, immer anpassen“, wollte der Vorsitzende das Naturtheater fit für die Zukunft und für mehr Menschen zugänglich machen.
Für die wachsenden Mitgliederzahlen wurde 1989 ein Vereinsheim errichtet und 1991 erfolgte der Anschluss an die Renninger Wasserversorgung. Seit den 1990er-Jahren beschäftigt sich der Verein außerdem intensiv mit Jugendarbeit, angeleitet vom neuen Vereinsvorsitzenden Dietmar Eger, der sein Amt dreißig Jahre lang ausübte. Dabei stand sein Vorgänger ihm mit Rat und Tat zur Seite und so hält Dietmar Eger es wiederum mit seiner Nachfolgerin Theresa Müller, die im Februar 2023 ins Amt der Vereinsvorsitzenden gewählt wurde. „Man muss sich früh die Nachfolger heranziehen, deshalb machen wir auch so viel Jugendarbeit.“, erläutert Eger zufrieden.
Heute hat das „Naturtheater Renningen e. V.“ beinahe 200 Mitglieder, von denen die Hälfte jedes Jahr aktiv in die sommerliche Spielzeit eingebunden ist: Ehrenamtliche Teams kümmern sich um die Stückauswahl, nähen Kostüme, betreuen die Wirtschaft und stellen die Ensembles, deren Altersspanne von neun bis über siebzig Jahre reicht. Die in den letzten Jahren stark gewachsene Statisterie ist der ideale Einstieg für große und kleine Theaterbegeisterte.

Zu seinen 26 Vorstellungen kann das Naturtheater jährlich mit rund 10 000 Gästen rechnen – 2023 waren es sogar 10 520!
Nicht dazu zählt das Publikum des weihnachtlichen Theaterspaziergangs, der 2021 ins Leben gerufen wurde und seitdem auf Spendenbasis durchgeführt wird. Dieses Jahr lautet das Motto „Märchenhafte Weihnachten“, die Premiere findet am 25. November 2023 statt.
Und auch die Stücke für die nächste Saison stehen bereits fest: „Frankenstein“ im Abendstück und „Peter Pan“ im Theater für die Familie.
Fragt man den ehemaligen Vorsitzenden Horst Pfeil, was er von der Auswahl hält oder welche seine Lieblingssaison ist, winkt er nur lächelnd ab. „Alle Stücke sind schön.“ Das Naturtheater lässt ihn auch nach 70 Jahren nicht los und ist fester Bestandteil seiner Persönlichkeit. Noch immer fährt der Neunzigjährige jeden Tag in den Wald, um nach dem Rechten zu sehen und die inoffizielle Theaterkatze zu füttern, die im Requisitenschuppen lebt. An Wünschen für das Naturtheater hat er nur einen: „Ich will, dass es weitergeht.“ Mit wachsenden Ensembles, vielen helfenden Händen, Modernisierungsprojekten sowie jungen und erfahrenen Mitgliedern steht diesem Wunsch nichts im Wege.
Auf die nächsten 70 Jahre!

Pressesprecherin Naturtheater Renningen e.V.
Laura Finckh
pressesprecher@naturtheater-renningen.de
0157 82882339
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